Historie Alte Post

Bei dem Gebäude handelt es sich um die unter Denkmalschutz stehende „Alte Post“ in der Kreisstadt Lauterbach.
Der Bruttorauminhalt des Gebäudes beträgt 4.538 cbm.

Die „Alte Post“ war das ehemalige Amtsgebäude der deutschen Bundespost, vormals Deutsche Reichspost, aus dem Jahr 1936. Der Bauantrag wurde 1935 gestellt. Das Gebäude ist ein typisches Beispiel für den so genannten „Heimatschutzstil“ öffentlicher Bauten der 1930er Jahre.  Das alte Postamt besaß neben den Diensträumen auch ein modernes Telegrafenamt, eine Rentenstelle, zwei Beamtendienstwohnungen im Dachgeschoss sowie einen Betriebshof mit Tankstelle für die in Lauterbach stationierten Kraftwagen. Eine Besonderheit stellt die bauliche Ausführung der Primärkonstruktion dar und der gleichzeitigen Ausführung eines Teilbereiches des Kellergeschosses mit sogenannten Luftschutzräumen. Mit der klar gegliederten Grundrissstruktur, moderne innere Stahlskelettbauweise kombiniert mit einer tragenden äußeren Mauerwerksbauweise, steht das Gebäude durchaus in der Bautradition des neuen Bauens, wogegen die Fassadengestaltung mit Repräsentationsmotiven und dem hohen Dachwalmabschluss  überformt ist und sich somit deutlich vom architektonischen Prinzip der Moderne von der Einheit von Funktion, Konstruktion und Gestaltung wieder abwendet. Über den Entwurfsarchitekten ist leider bis heute nichts aus den Archiven bekannt. Es gibt jedoch Hinweise zu vergleichbaren Entwürfen und Gebäuden aus den Jahren 1934 bis 1936 des Architekten Ernst Sagebiel (*1892 – †1970). Hier sind als Beispiele die Fahrabteilung Elsgrund in Döberlitz (Baujahr 1934 bis 1935), die Luftkriegsschule in Klotzsche (Baujahr 1935) und das wie die Alte Post in Lauterbach baugleiche, mit leichten Abweichungen an der Fensterfassade, neue Postamt in Klotzsche bei Dresden (Baujahr 1936) zu nennen.

Als eingetragenes Einzeldenkmal in der Denkmalliste erhebt sich das Gebäude zweigeschossig über einem Bossen-Steinsockel aus Sandstein, als breiter Massivbau mit kurzen Dachüberständen, jedoch mit einem wie vorher beschriebenem hohem Walmdach. Die ehemalige Erschließung erfolgte über eine heute noch vorhandene, zweiläufige Freitreppe mit Lungenbasaltstufen. Der alte, mittige Haupteingang wird mit einem Segmentbogenabschluss akzentuiert.

Die ebenfalls mit Segmentbögen abschließenden Fenster im Obergeschoss verfügen teilweise noch über ihre bauzeitlichen und charakteristischen Fensterläden. Eine besondere, eiserne Hausbeschriftung „Postamt“ sowie die stilisierten Posthörner in den Eisentoren sind ebenfalls markante Sachbauteile des Denkmals. Das Gebäude schließt städtebaulich den Straßenraumabschluss der unteren Poststraße ab und wurde in den Jahren 2012 bis 2014 im Rahmen einer Sanierung und Erweiterung unter Leitung des Architekten Jochen Weppler vom Architektur- und Ingenieurbüro WepplerJungermann zu einem Wohnhaus mit modernen, zeitgemäßen Wohnungen, die den Anforderungen an „altersgerechtes Wohnen“ entsprechen, denkmalgerecht geplant und konzipiert. Zu dem Gesamtanwesen, welches bis zum Auszug der Deutschen Post AG im Jahr 2010 genutzt wurde, gehörten auch ein Gebäudeanbau, Garagen- und Werkstattgebäude, welche jedoch inzwischen im Zuge der Gesamtbaumaßnahme zurückgebaut werden konnten. Das Gebäude selbst wurde inklusive der beiden Dienstwohnungen im Dachgeschoß von der Deutschen Post AG bis zu deren Auszug voll genutzt und unterhalten. Durch den Leerstand und das Nichtbeheizen im Winter waren im Kellergeschoss an einigen Stellen starke Nässeschäden festzustellen. Das Kanalleitungssystem im Inneren des Hauses war nicht mehr voll funktionsfähig. Aufwendig waren die erforderlichen Rückbauten der gesamten Technischen Gebäudeausstattungen aus dem ehemaligen Postbetrieb.

Im Dachgeschoss wurden zusätzlich Nässeschäden durch eindringendes Wasser in den beiden ehemaligen Dienstwohnungen, insbesondere an einer Gaube, festgestellt. Die Außenfronten des Gebäudes wurden in ihrer jetzigen Form nach Entfernung der störenden und später erfolgten An- und Ausbauten, wie z.B. Kunststofffenster und Vordächer, wieder aufgearbeitet und saniert. Ein wesentlicher Bestandteil waren hierbei die besonderen Auflagen zum Denkmalschutz. Alle neuen Außenfenster und Zugangstüren wurden in mit dem LfDH abgestimmten Holzfensterkonstruktionen neu ausgeführt. Auch die Ziegeldachdeckung erfolgte neu mit einer matten, anthrazitfarbigen Tonziegeldeckung in Abstimmung mit dem LfDH.

Baulich ist eine komplette energetische Sanierung auf gehobenem Niveau, unter Berücksichtigung und Erhaltung der historischen Tragstruktur umgesetzt worden. Diese erfolgte unter Berücksichtigung der Denkmalsubstanz mit vertretbaren Wärme- und Dämmmaßnahmen von innen sowie einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Eingebaut wurden ein neues inneres Treppenhaus sowie eine Aufzugsanlage. Dadurch konnte eine komplette barrierefreie Erschließung aller Wohnungen erreicht werden. Die Beheizung erfolgt über eine im Keller untergebrachte neue moderne Holzpellet-Heizungsanlage. In allen Geschoßen wurden Fußbodenheizungssysteme eingebaut. Alle neuen Wohnungen sind hell und freundlich sowie barrierefrei ebenerdig und ohne störende Schwellen ausgebaut. Insbesondere die Bäder erfüllen alle Ansprüche für eine altersgerechte Nutzung.

Nach Abschluss der Herbstbepflanzungen im November 2014 wurde die Gesamtsanierung des Denkmals „Alte Post“ in Lauterbach nach 2 Jahren Bauzeit durch den Bauherrn als Ensemble in Verbindung mit dem angrenzenden Neubau abgeschlossen.

Durch dieses besondere Engagement des Bauherrn Herrn konnte der weitere Verfall durch eine umfassende und notwendige Sanierung aufgehalten und das Gebäude einer neuen sinnvollen und denkmalverträglichen Nutzung zugeführt werden. Eine Bewahrung dieses wichtigen Kulturdenkmals und seiner historischen Bausubstanz ist ein weiterer Beitrag zur Erhaltung der baugeschichtlichen  Identität Lauterbachs und unserer Region.

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